Wir lieben den Bodensee
Schon im Vorfeld der Saison wurde sich förmlich darum gekloppt, wer sich in diesem Jahr aus dem KaR Bundesligateam die Urlaubstage nehmen darf und neben der relaxierenden 8h Anfahrt die längste Startverschiebung der Saison erleben darf.
In diesem Jahr ging die Verlosung an Paul Ost, Erik Schulz, Felicia Moeltzner und Felix Piechowiak. Umweltschonend ging es via ICE, samt Verspätungen und dem Charme ausbleibender Anschlussverbindungen ins wunderschöne Konstanz. Während diese Perle einer Stadt wirklich unironisch schön ist, sah die Windprognose ironisch „überraschend“ schlecht aus.
Zu gut kennen wir aus vergangenen Jahren das bange Warten an der Konstanzer Promenade auf partielle Windfelder in denen dann hoffentlich die Minimalanzahl an Wettfahrten für ein Ligaevent ersegelt wird – Aber so schlecht wie in diesem Jahr sah die Vorhersage wohl noch nie aus.
Umso überraschender setzte bereits am Freitag nach kurzer Startverschiebung der Wind ein, der für uns bereits am ersten von 3 Tagen für ganze 5 Rennen ausgereicht hat.
Wir wussten, dass es bei Aussicht auf Alpenpanorama und sehr wenige Rennen mehr denn je galt Ausreißer nach unten zu vermeiden. Mit einem Start-Ziel-Sieg legten wir zum Auftakt der Rennserie den Grundstein dafür, um unserem Ziel – einen der 3 Podiumsplätze zu erreichen – ein Stück näher zu kommen. Im zweiten Rennen sicherte uns eine konzentrierte Leistung Platz 2 und somit auch die Sicherheit, dass wir vom Bodensee nicht nur schöne Bilder mit nachhause nehmen können – wenn wir an die Rennen anknüpfen.
Doch in Rennen 3 gab es einen Dämpfer – Bereits 45 Sekunden vor dem Start wurde es uns klar, dass wir mit unserer Startanlage am Pinend bei einem sehr schief liegenden Start doch eine sehr große Hypothek mit ins Rennen nehmen würden. Trotz dieser Erkenntnis, wäre eine Änderung der Startwahl bei sehr wenig Wind jedoch wohl noch teurer gewesen. Kurzum der Wind von links kam zu spät und somit hangelten wir uns noch als 4. Ums Luvfass – vergeigten dann einen Gybeset und mussten nach einem 5. Platz im Ziel der Gewissheit ins Auge blicken, dass dieser Ausrutscher der einzige bleiben musste, wenn wir doch ums Podium mitspielen wollten.
Das vierte Rennen begann souverän und wir konnten bis zur zweiten Rundung der Luvbahnmarke die Führung behaupten. Dicht gefolgt vom Lübecker Segler-Verein waren wir zu einer frühen Halse auf dem finalen Schlag zum Ziel gezwungen – Anstatt mit einer zeitigen Halse „zurück“ den Gegner in Schach zu halten, waren wir überzeugt davon – das frischerer Wind auf der linken Downwindseite für unser Glück sorgen würde. Die Rechnung haben wir zu diesem Zeitpunkt allerdings ohne den Strom gen Rhein gemacht, der die Jungs aus Travemünde auf der rechten Kursseite wohl schneller machte als uns der frischere Wind in den Segeln. Es blieb ein guter zweiter Platz, bei dem mehr drin war.
Im fünften Rennen wurde ein weiterer stabiler 2. Platz eingefahren, in dem rückblickend nicht viel falsch gelaufen ist.
Zum Abschluss des Tages hat es Fortuna mit uns gut gemeint – bei immer weiter abnehmendem Wind hatten wir Probleme die J70 vernünftig in Fahrt zu halten. Der Bodensee glich zunehmend einem Spiegel und Luft bewegte sich nur noch beim Ausatmen! Folgerichtig wurde das Rennen abgeschossen. Wir lagen zu diesem Zeitpunkt wenig aussichtsreich auf Position 6.
Der Samstag war Bodensee „at it’s best“ – Blauer Himmel – Sonnenschein – nur Wind da gab es kein‘!
3 Mal schickte uns die Wettfahrtleitung vergebens in die 3 Böen, die an diesem Tag vor der Konstanzer „Schmugglerbucht“ vorbeizogen – als das Regattafeld gerade ausgelaufen war, luden die Bedingungen jedoch lediglich zum Baden ein. Der Tag ging ohne gesegelte Rennen mit Gin Tonic und Geselligkeit zu Ende – wir übernachteten ein weiteres Mal auf dem zweiten Platz.
Der letzte Wettfahrttag begann erwartungsgemäß mit einer Startverschiebung – allerdings nur kurz. Nach etwa einer Stunde hieß es „Auslaufen“ und wir waren guter Dinge uns noch einen Rennsieg zu sichern um somit nach dem Spieltagssieg zu greifen!
Ein knapper Start am Pinend führte zur Führung am Luvfass. Nach einer sehr geschmeidigen Gaterundung wurde der Abstand zum zweitplatzierten SC Ville auf der linken Kursseite weiter ausgebaut – Wir fuhren in den frischen Wind und der SC Ville wendete in unserem Heckwasser – eine sichere Position sollte man meinen. Ein partielles Windsystem führte dazu, das der Kölner Club immer höher segeln konnte und das auch noch mit mehr Speed. Die zu greifende Nähe zur Anliegelinie veranlasste uns trotz vehementer Diskussionen dazu den Kurs durchzustehen und 2 zusätzliche Wenden, die es zur Absicherung benötigt hätte bei diesem schwachen Wind zu vermeiden. Die Schere ging immer weiter auseinander und nur äußerst knapp gingen wir noch als führender um die letzte Tonne.
Erneut wurden wir nun auf dem letzten Vorwindgang aus kürzester Distanz unter Druck gesetzt und konnten uns nur knapp mit einer Halse aus den Fesseln der Verfolger lösen. Anstatt frühzeitig zurückzuhalsen zögerten wir zu lange und der SC Ville konnte mit Stromvorteilen und frischerem Wind den Wettfahrtsieg für sich verbuchen.
Im Gesamtklassement lagen wir nun in zweiter Position. Der Wind nahm weiter ab und die letzten Startversuche brachten die Führenden aus Kiel in Positionen die ihnen mehr Punkte eingespielt hätten, als unser Schnitt über die bisherigen Rennen – somit gab es eine kurze Resthoffnung auf den Gesamtsieg. Vollkommen zu Recht wurde diese „Schweinerennen“ letzten Endes jedoch abgebrochen.
Der Kieler Yacht Club gewann somit verdient mit 4 Rennsiegen punktgleich vor uns liegend den Spieltag in Konstanz. Die Jungs vom SC Ville nahmen den Podiumsplatz 3 hinter uns ein.
Wir haben in Konstanz zwar zum zweiten Mal in dieser Saison den Spieltagssieg im letzten Rennen aus der Hand gegeben – allerdings auch zum zweiten Mal den zweiten Podiumsplatz gewonnen. Damit befinden wir uns auf Platz 6 in der Gesamttabelle und haben nach einem durchaus enttäuschenden Spieltagsergebnis in Kiel Comebackqualitäten im Kampf um die Aufstiegsplätze unter Beweis gestellt.
In Hamburg (19.10.2023 – 21.10.2023) werden Paul Ost, Jacob Alekian, Henrike Germar und Felix Piechowiak abermals die Podiumsplätze in Angriff nehmen – freut euch auf ein heißes Finish.
Habt vielen Dank für eure Unterstützung.
📸 Credit: DSBL / Julius Osner